Havaneser züchten

Wer selbst Havaneser züchten möchte, hat eine Menge Arbeit vor sich und muss etliche Auflagen erfüllen. Trotz allem macht die Zucht der quirligen kleinen Kubaner natürlich auch Spaß.

Eines sollte vorweg vollkommen klar sein: Um Geld darf es nicht gehen.

Wenn man Hunde mag und seine Rasse gefunden hat, die man allen anderen gegenüber bevorzugt, kommt irgendwann auch mal der Gedanke, selbst eine Zucht aufzumachen. Bei manchen verfliegt die Idee wieder, bei anderen aber entsteht der Wunsch, dieses Vorhaben wirklich in die Tat umzusetzen. Wieder andere kommen durch Zufall darauf, weil ihre Hündin sie vor vollendete Tatsachen stellt und ohne Vorausplanung Welpen unterwegs sind. Wer diese gut vermittelt bekommt, findet meistens Gefallen an der Vorstellung, immer wieder kleine Hunde im Haus zu haben.

Eines sollte vorweg vollkommen klar sein: Um Geld darf es nicht gehen. Wer schnell Kasse machen will, muss sich einen Bereich suchen, in dem es nicht um Lebewesen geht. Die brauchen Fürsorge und jemanden, der sich artgerecht und liebevoll um sie kümmert. Zudem lässt sich anfangs mit einer Zucht noch kein Geld verdienen. Ganz im Gegenteil muss man zu Beginn einiges an Ausstattung, Futter und Kosten für zusätzliche Zuchthunde investieren.

Vor der Zucht: was man alles bedenken muss

Leidenschaft für Hunde und eine absolute Überzeugung von der Hunderasse, die man züchten möchte, sind unbedingte Voraussetzungen. Das ist nichts, was man nebenbei erledigt. Deswegen müssen auch Hobbyzüchter sehr viel Zeit, genau genommen ihre gesamte Freizeit, in die Zucht einbringen. Weil dies alles mit erheblichem Aufwand verbunden ist, muss man eben an die Rasse glauben und sie nicht nur wählen, weil sie gerade angesagt ist. Modeerscheinungen sind vergänglich, aber eine Zucht ist auf längere Sicht angelegt.

Angehende Hundezüchter sollten sich also fragen:

  • Will ich mich langfristig dieser Aufgabe stellen?
  • Bin ich wirklich bereit, meine gesamte Freizeit in den Dienst der Hundezucht zu stellen?
  • Kann ich damit leben, keine Zeit mehr für andere Hobbys zu finden?
  • Zieht meine Familie mit?
  • Ist die Familie bereit, auf Urlaub zu verzichten?
  • Können alle im Haushalt damit umgehen, ständig Hunde um sich zu haben?
  • Bringe ich es fertig, mich von den Welpen zu trennen?
  • Habe ich die erforderlichen Räumlichkeiten?
  • Kann ich mir das finanziell leisten?

Wer alle Fragen mit Ja beantworten kann, ist schon mal auf dem richtigen Weg.

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https://youtu.be/NfDp34jZ9JQ

Die passenden Räumlichkeiten für eine Havaneser-Zucht

Mit einer kleinen Wohnung braucht man natürlich keine Zucht aufzubauen, das ist allen klar. Aber vielleicht bedenkt nicht jeder, auf was man alles achten muss. Zunächst wird ein Garten benötigt, der genügend Auslauf bietet und gesichert ist, damit entdeckungsfreudige Welpen nicht ausbüxen können. Am besten ist ein eigener Bereich für die ersten Wochen. Im Haus muss genügend Platz vorhanden sein, dass sich die Hunde auch mal zurückziehen können. Gleichzeitig sollten auch die Wohnräume so groß sein, dass die Welpen in einem großen Zimmer, in dem die Familie oft zusammenkommt, einen abgesteckten Bereich haben.

Eigene Welpenzimmer schaffen zwar Geborgenheit für die Kleinen, sind aber eher hinderlich für die Sozialisation. Am besten gewöhnen sich die Welpen von Anfang an an Menschen, insbesondere auch Kinder, und den damit verbundenen Lautpegel. Hunde, die bei jedem ungewohnten Geräusch ängstlich zusammenzucken, lassen sich nur schwer vermitteln oder werden nach einer gewissen Zeit vom Käufer zurückgebracht.

Nicht jede Zucht läuft wie am Schnürchen, so dass die Welpen immer sofort Abnehmer finden. Deswegen muss auch für den Fall gesorgt sein, dass Junghunde auch länger als geplant in der Familie bleiben. Das heißt, auch für größere Hunde muss genügend Platz vorhanden sein. Und das beginnt schon mit den Näpfen, die gut erreichbar platziert sein müssen. Außerdem brauchen Hunde im Flegelalter viel mehr Beschäftigung als ganz kleine Welpen. Auch darum muss sich jemand kümmern und den nötigen Platz dafür bieten können – sowohl im Garten als auch im Haus.

Im Idealfall liegt das eigene Domizil so, dass von zu Hause aus Spaziergänge mit den Hunden möglich sind. Es muss nicht immer nur die reine Natur sein. Schließlich sollen die Zucht-Havaneser von klein auf auch Asphalt, Straßenlärm und vorbeifahrende Autos kennenlernen. Aber in fußläufiger Entfernung sollte sich dann doch ein Wald, eine Wiese oder ein Park befinden, um die Hunde auch andere Tiere zu gewöhnen.

Spätestens, wenn der junge Havaneser sein Körbchen verlassen will, sollte sich der Züchter Gedanken über die Räumlichkeiten machen
Spätestens, wenn der junge Havaneser sein Körbchen verlassen will, sollte sich der Züchter Gedanken über die Räumlichkeiten machen

Bevor man mit der Zucht beginnt, sollte man sich ausführlich über die entsprechenden Rassemerkmale erkundigen und sich etwas zur Genetik einlesen. Dieses Fachwissen wird spätestens gebraucht, wenn es an die Auswahl der Zuchthunde geht.

Aufbau der Havaneser-Zucht

Wer eine Zucht zu Hause aufbauen, braucht als erstes eine passende Hündin. Da liegt es nahe, die eigene Hündin zu nehmen, die auch schon ganz süße Welpen auf die Welt gebracht hat und selbstredend wunderschön ist. Vermutlich ist sie auch objektiv betrachtet sehr hübsch, aber das allein genügt nicht. Die Hundedame muss sehr gründlich unter die Lupe genommen werden, um entscheiden zu können, ob sie für die Zucht geeignet ist.

Für jede Rasse gelten gewisse Zuchtstandards, wie sie beispielsweise beim Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) nachzulesen sind oder bei Havaneser-Zuchtvereinen angefragt werden können. Darunter gibt es Merkmale, die der Havaneser unbedingt haben muss und welche, die unerwünscht sind und bei denen man sich überlegen sollte, ob man diese in die Zucht einbringt. Dann gibt es noch zuchtausschließende Merkmale. Wenn Hunde diese oder eines davon aufweisen, dürfen sie nicht in die Zucht aufgenommen werden. Der VDH überprüft bei seinen Mitgliedern auch, ob diese Standards eingehalten werden.

Fehler” im Sinne der Zucht sind beim Havaneser bereits leichte Abweichungen der Vorgaben bezüglich Körperbau, Gang, Fell, Verhalten und Größe. Mit diesen Fehlern darf ein Hund zwar weiter gezüchtet werden, man würde mit ihm aber nie einen Preis gewinnen. “Schwere Fehler” sind beispielsweise, wenn der gesamte Hund nicht typisch für einen Havaneser aussieht, der Körper zu land oder zu kurz ist, die Hinterpfoten missgebildet sind oder die Augen zu lief liegen. Weist der Hund einen schweren Fehler auf oder sogar mehrere davon, sollte man ihn nicht für die Zucht in Betracht ziehen. Dann gibt es noch die “ausschließenden Fehler“. Diese sind so gravierend, dass bereits ein einzelner davon eine Weiterzucht verbietet. Beim Havaneser zählen dazu, wenn der Hund ängstlich oder aggressiv ist, einen Unter- bzw. Überbiss aufweist, der Augenschwamm depigmentiert ist, Fehlstellungen des Augenlids (Ektropium oder Entropium) vorliegen oder die Umrandungen der Augen depigmentiert sind.

Entspricht die eigene Hündin nicht den besten Rassestandards und es besteht weiterhin der Wunsch, eine Zucht aufzubauen, kommt man nicht umhin, sich eine passende Hündin zu kaufen. Die findet man beispielsweise über den Verband Deutscher Kleinhundezüchter, der auch im VDH organisiert ist und eine Liste mit allen VDH-Züchtern auf seiner Homepage präsentiert. Mit Gutachten können diese Züchter belegen, dass ihre Hunde in allem den Rassestandards entsprechen, und geben auch immer an, wer die Eltern ihrer Hunde sind. Manche sind schon richtige Stars in der Havaneser-Szene. Entsprechend tief muss man für ihren Erwerb in die Tasche greifen. Nun müssen Sie nur noch die Hündin finden, die nicht nur die perfekte Zuchthündin abgibt, sondern mit der sie sich auch richig anfreunden können. Schließlich ist es geplant, viel Zeit miteinander zu verbringen.

Hat man die Hündin gefunden, fehlt nur noch der Rüde. Es ist nicht nötig, selbst einen zu besitzen. Oft läuft die Welpenaufzucht harmonischer, wenn Mutter und Kinder unter sich sind. Dazu muss man sich einen Deckrüden “mieten”. Den findet man entweder auch über die Zuchtverbände oder über Portale im Internet wie beispielsweise Snautz.

Nun bleibt noch abzuwarten, ob sich die beiden auch gut verstehen, und, falls das so ist, gibt es noch eine weitere Hürde: Selbst, wenn sich die beiden freundschaftlich zugetan sind, heißt das noch lange nicht, dass am Ende der Begegnung unbedingt das große Welpenglück stehen muss. Manche Hündinnen haben schlichtweg keine Lust auf ein Techtelmechtel und beißen den eifrigen Rüden weg. Der ist dann meist so eingeschüchtert, dass er keinen weiteren Versuch wagt. Hier ist der Tierarzt gefragt. Manchmal gibt es eine körperliche Ursache, die der Hündin bei der Paarung Schmerzen verursacht. Kann dies ausgeschlossen werden, liegt es eventuell einfach am falschen Zeitpunkt. Dann heißt es nur: neuer Versuch, (vielleicht) neues Glück.

^Wer Havaneser züchten möchte, braucht früher oder später einen Deckrüden wie den oben abgebildeten
Wer Havaneser züchten möchte, braucht früher oder später einen Deckrüden wie den oben abgebildeten

Die ersten Welpen sind da

Hat alles geklappt, und die ersten Welpen kommen, ist das Glück erst einmal groß. Wenn alle tiermedizinisch untersucht und für gesund befunden wurden, geht es an die behutsame Aufzucht. Mutter und Kindern sollte gerade in den ersten Tagen viel gemeinsame Ruhe eingeräumt werden. Wenn die Welpen beginnen, die Welt zu erkunden, wird es Zeit, sie zu sozialisieren. Dazu gehört, dass sie den Umgang mit Menschen und anderen Haustieren lernen, ihre ersten Spaziergänge unternehmen und sanft auf die Trennung von der Mutter vorbereitet werden. Und man selbst sollte sich auch darauf vorbereiten, denn die Kleinen wachsen einem trotz aller Professionalität ans Herz.

Wenn die Welpen beginnen, die Welt zu erkunden, wird es Zeit, sie zu sozialisieren.

Um so wichtiger ist es für jeden Züchter, seine Schützlinge in guten Händen zu wissen. Dazu sollte man rechtzeitig unter Angabe der Hundeeltern inserieren, um den Wurf anzukündigen. Dies kann man entweder über die Züchterverbände, auf der eigenen Homepage oder über Print- und/oder Online-Anzeigen tun. Kommen die ersten Interessenten vorbei, ist Menschenkenntnis gefragt. Möchte ich dieser Familie oder diesem Paar meinen kleinen Havaneser anvertrauen? Oft hilft es, die potenziellen Hundekäufer im Umgang mit den Welpen zu beobachten. Im ungezwungenen Gespräch kann man dann meist noch ein paar Details über die Lebensumstände der Interessenten erfahren. Wird man sich einig, steht der Abschied vom Welpen an. Nicht gerade selten ergibt sich auch ein länger währender Kontakt, so dass man mitunter nach Jahren noch erfährt, was aus den Welpen geworden ist.

Wenn eine passende Familie gefunden ist, heißt es Abschied vom Züchter nehmen
Wenn eine passende Familie gefunden ist, heißt es Abschied vom Züchter nehmen

Hobbymäßig oder gewerblich züchten?

In der Regel startet jeder Züchter erst einmal als Hobbyzüchter. Mitunter entwickelt sich eine Hobbyzucht ungeplant zu einer gewerblichen Zucht, manchmal steckt von Anfang an das Vorhaben dahinter, ein Gewerbe daraus zu machen. Es sollte klar sein, dass Letzteres nur in Vollzeit möglich ist.

Da Hundezüchter keine beschützte Berufsbezeichnung ist, darf sich im Prinzip jeder so nennen. Dazu muss er theoretisch noch nicht mal einen Hund besitzen. Deshalb ist es ratsam, sich einem Verband anzuschließen, um zu demonstrieren, wie ernst einem die Zucht ist, und eventuellen Interessenten zu signalisieren, dass hier ein verantwortungsvoller Züchter am Werk ist. Wann aus dem Hobby ein Gewerbe wird, entscheidet der Umfang, in dem jemand züchtet.

Als Hobbyzüchter gilt, wer weniger als drei Mal pro Jahr Welpen hat und normalerweise nicht mehr als drei Hunde hält. Leben mindestens drei zuchtfähige Weibchen im Haushalt, gilt das als gewerbemäßige Zucht und es werden einige Genehmigungen wie beispielsweise Zuchtzulassungen fällig  und müssen gewisse Auflagen erfüllt werden. Der Amtstierarzt übernimmt die Kontrolle der Zucht. Wer mit der Zucht seinen Unterhalt bestreiten möchte, muss ein Gewerbe anmelden. Mehr Informationen dazu gibt es beim VDH.

Zuchtzulassung beim VDH

Wer sich als Züchter beim Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) registrieren lassen möchte, muss sich auch dessen strengen Kriterien stellen. Für die Zuchtzulassung beim VDH müssen die Hunde eine gesonderte Überprüfung erfolgreich überstehen. Dafür werden die äußere Erscheinung, die Bewegungsabläufe, die Gesundheitsdaten und das Verhalten im Rahmen der rasseüblichen Merkmale begutachtet. Beim Havaneser sind das unter anderem wie bereits erwähnt das lange seidige Fell, das im Idealfall leicht gewellt ist, und sein freundliches Wesen. Auf keinen Fall dürfen die Hunde aggressives Verhalten sowie einen anderen zuchtausschließenden oder schweren Fehler aufweisen.

Die Überprüfung zur Zuchtzulassung führt der Verein durch, der mit der Zuchtaufsicht der entsprechenden Rasse beauftragt. Der VDH empfiehlt einen “Basistest mit einfach sozialen Situationen” und nur einem “niedrigen Selektionsdruck“, um der genetischen Diversität Rechnung zu tragen. Wie so ein Test aussehen kann, zeigt der VDH auf seiner Homepage in einem fast anderthalbstündigen Video mit vielen ausführlichen Informationen für angehende Züchter.