Rassemerkmale des Havanesers

Der Havaneser verfügt wie alle Hunde über bestimmte Merkmale, die seine Rasse ausmachen. Für eine Zucht ist es wichtig, dass der Havaneser diesen Rassemerkmalen entspricht und keine schweren oder gar zuchtausschließende Fehler besitzt.

Der Havaneser ist ein niederläufiger Hund von fester, kräftiger Statur, der rassetechnisch zu den Bichons zählt und deshalb auch die Bezeichnung “Bichon havanais” trägt. Er ist eng mit Malteser, Bologneser sowie Bichon frisé verwandt und gehört zur Gruppe 9 der FCI-Klassifikation, nämlich der Gesellschafts- und Begleithunde. Die Abkürzung FCI steht für die Fédération Cynologique Internationale.

Die Anfänge des Havanesers

Ursprünglich stammen die Havaneser aus dem westlichen Mittelmeergebiet, insbesondere Spanien und Italien. Von der westlichen Mittelmeerküste aus gelangten sie vermutlich schon mit einigen der frühesten Siedler nach Kuba, wo sie sich zu den Gesellschaftshunden, wie wir sie heute kennen, entwickelten, die vor allem in den reichen aristokratischen Familien der zur spanischen Krone gehörenden Inselkolonie große Beliebtheit erreichte. So kam es wohl auch, dass den Revolutionären unter Fidel Castro dieser Hund als Symbol des Kaptialismus verhasst war, obwohl er im Laufe des 20. Jahrhunderts auch bei weniger begüterten Familien Einzug gehalten hatte.

Offiziell traute sich daher niemand, die Havaneser weiterzuzüchten, weswegen sie in ihrem Entstehungsland nach 1959 mit der Machtübernahme durch Fidel Castro ausgestorben sind. Dass die Rasse anderswo überlebt hat, ist einigen wenigen Exil-Kubanern zu verdanken, die ein paar Hunde mit auf ihre Flucht nahmen und in den Vereinigten Staaten von Amerika, ihrem Zufluchtsort, die Zucht fortsetzten. Von dort gelangten die Havaneser auch wieder in ihre ursprüngliche Heimat Europa zurück. Hier erfreut sich der quirlige Kubaner dank seines freundlichen Wesens und seines schönen Aussehens großer Beliebtheit.

Der Havaneser war zunächst ein Hund der kubanischen Oberschicht wie hier am Plaza Vieja in Havanna.
Der Havaneser war zunächst ein Hund der kubanischen Oberschicht wie hier am Plaza Vieja in Havanna.

Rassemerkmale des Havanesers

Mit diesen beiden Punkten sind wir auch schon bei einem entscheidenden Teil der wichtigsten Rassemerkmale des Havanesers, die von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) festgelegt wurden und die der Verband Deutscher Rassehunde (VDH) auf seiner Homepage in einer ausführlichen Zusammenfassung präsentiert, von der wir im Folgenden die wichtigsten Punkte aufführen.

Laut FCI ist der Havaneser “ein kleiner, kräftiger, niederläufiger Hund; sein Haar ist lang, üppig, weich und vorzugsweise gewellt. Sein Gangwerk ist lebhaft und elastisch”.

Die Proportionen, die ein Havaneser im Idealfall haben soll, sind akribisch vorgeschrieben: „Die Länge des Fangs von der Nasenspitze zum Stop entspricht der Länge des Schädels vom Stop zum Hinterhauptstachel. Das Verhältnis zwischen der Körperlänge (gemessen zwischen Buggelenk und Sitzbeinhöcker) und der Widerristhöhe beträgt 4:3.“

Der Kopf sollte mittelgroß sein – und zwar im Verhältnis 3:7 von der Länge des Kopfes zur Länge des Körpers. Der Rumpf misst sich dabei immer vom Widerrist bis zum Rutenansatz. Der Schädel darf nur flach bis wenig gewölbt sein, die Stirn wenig ansteigend und breit. Von oben betrachtet präsentiert sich der Schädel hinten abgerundet und wirkt viereckig, der Stop ist mäßig ausgeprägt.

Strenge Anforderungen werden auch an das Gesicht gestellt. Der Nasenschwamm darf nur Schwarz oder Braun sein. Der Fang „verjüngt sich leicht und progressiv gegen den Nasenschwamm zu, nie spitz oder stumpf“. Die Lefzen sollen dünn, trocken und gut anliegend sein. Was den Kiefer betrifft, ist ein vollständiges Gebiss erwünscht. Es wird jedoch akzeptiert, wenn PM 1 (Prämolaren 1) und der M3 (Molaren 3) fehlen.

Auch das Gesicht des Havanesers muss den Rassemerkmalen entsprechen.
Auch das Gesicht des Havanesers muss den Rassemerkmalen entsprechen.

Die Backen sollen sehr flach sein und nicht vorstehen. Die Augen werden als ziemlich groß, mandelförmig und von freundlichem Ausdruck sein. Die Farbe soll so dunkelbraun wie möglich ausfallen, die Umrandung des Auges dunkelbraun bis schwarz. Die Ohren sind relativ weit oben am Kopf festgewachsen, fallen längs der Backen, laufen wenig spitz aus und sind von langen Fransen besetzt. Sie sollen weder allzu sehr abstehen noch ganz dicht anliegen. Der Hals muss eine mittlere Länge aufweisen.

Der Körper des Havanesers ist mehr lang als hoch. Das heißt in der Praxis, dass die Länge des Körpers etwas die Widerristhöhe übertreffen soll. Die Oberlinie muss gerade abfallen und über den Lenden leicht gewölbt sein, die Kruppe gut abfallend und die Rippen gut gewölbt. Die untere Profillinie und der Bauch müssen gut aufgezogen sein. Die Rute trägt der Havaneser hoch, „entweder in Form eines Krummstabs oder, vorzugsweise, über dem Rücken gerollt, die Befederung ist lang und seidig“. Die erforderliche Größe des Havanesers liegt zwischen 23 und 27 Zentimetern Widerristhöhe, es gibt jedoch eine Toleranz von 21 bis 29 Zentimetern.

Besonderes Augenmerk wird auch auf die Gliedmaßen gelegt: Die Vorderläufe müssen gerade und parallel sowie trocken sein und eine gute Knochenstruktur aufweisen. Der Abstand vom Boden bis zum Ellenbogen soll den Abstand zwischen Ellenbogen und Widerrist nicht übertreffen. Die Hinterhand muss eine gute Knochenstruktur und eine mäßige Winkelung aufweisen. Die Pfoten haben eine längliche Form und sind klein, die Zehen liegen eng aneinander.

Auch für das Haarkleid ist alles genauestens festgelegt: „Das wollene Unterhaar ist schwach entwickelt, oft ganz fehlend. Das Deckhaar ist sehr lang (12 – 18 cm bei einem erwachsenen Hund), weich, glatt oder gewellt und kann lockige Strähnen bilden. Jedwede Zurechtmachung, jedes Ausgleichen der Länge der Haare mit der Schere und jede Art von Trimmen sind verboten.“ Es gibt jedoch Ausnahmen: Die Säuberung der Haare an den Pfoten ist zulässig; die Haare auf der Stirne dürfen leicht gekürzt werden, damit sie die Augen nicht bedecken; auch die Haare am Fang dürfen leicht gekürzt werden, aber vorzugsweise belässt man sie in ihrer natürlichen Länge. Die Farbe ist selten vollständig reinweiβ, sonst falbfarben in verschiedenen Tönungen (leicht schwarz gewolkt ist zulässig), schwarz, havanna-braun, tabakfarben, rötlichbraun, Flecken in den erwähnten Farben sind zulässig.

Soll der Havaneser auf Ausstellungen, muss er alle Rassemerkmale erfüllen.
Soll der Havaneser auf Ausstellungen, muss er alle Rassemerkmale erfüllen.

Sein Verhalten sollte so sein, wie wir es alle vom Havaneser kennen: liebevoll, aufgeschlossen, lebhaft, verspielt und leicht zu erziehen. Außerdem soll er gut dazu anzuleiten sein, Alarm zu geben und sehr gerne und unablässig mit Kindern spielen. Dieser Punkt sollte am wenigsten Kopfzerbrechen bereiten, da ihn die meisten Havaneser erfüllen.

Das Gangwerk sollte sich entsprechend seinem fröhlichen Wesen in einem leichtfüßigen und elastischen Bewegungsablauf äußern. „Die gerade nach vorne gerichteten Vorderläufe bewegen sich frei, während die Hinterläufe in gerader Linie für den nötigen Schub sorgen.“

Fehler im Sinne der Zuchtauswahl

Die oben genannten Rassemerkmale beschreiben den Idealtypus des Havanesers. Nicht jede Abweichung davon führt unweigerlich dazu, dass der Hund nicht zur Zucht zugelassen wird. Es gibt jedoch schwere und zuchtausschließende Fehler, die nicht toleriert werden können. Diese entnehmen wir der Liste des VDH:

Fehler sind alle Abweichungen von den genannten Rassemerkmalen. Ob sie zu einem Ausschluss von der Zucht führen, hängt davon ab, wie stark die Abweichungen sind und wie viele Fehler dieser Art der Hund aufweist.

Schwere Fehler:

  • Allgemeines Erscheinungsbild atypisch
  • Fang spitz oder stumpf, nicht gleich lang wie der Schädel
  • Raubvogelaugen; Augen zu tief eingesetzt oder vorstehend; Umrandung der Augen teilweise depigmentiert
  • Körper zu lang oder zu kurz
  • Rute gerade, Rute nicht hoch getragen
  • Vorderläufe in “französischem Stand” (Vorderfuβwurzel engstehend, Pfoten nach auβen gedreht)
  • Missgebildete Hinterpfoten
  • Haar hart, zu wenig üppig; kurzes Haar auβer bei den Welpen; zurechtgemachtes Haar

Ausschließende Fehler:

  • Aggressiv oder ängstlich
  • Nasenschwamm depigmentiert
  • Vorbiss oder Rückbiss
  • Entropium, Ectropium; Umrandung eines oder beider Augen depigmentiert
  • Über- oder Untergröβe

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden. Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

Der Havaneser auf Ausstellungen

Um für eine Rasseausstellung zugelassen zu werden, benötigt der Havaneser wie jeder andere Hund auch FCI-Papiere. Damit ist bereits gewährleistet, dass er keine ausschließenden Fehler aufweist, mit denen er auch nicht an einer Ausstellung teilnehmen dürfte. Preise wird man mit seinem vierbeinigen Liebling jedoch nur gewinnen, wenn er auch keine schweren Fehler und nur wenige einfache Fehler aufweist.